Ein Projekt zur sprachlichen, sozialen und schulischen Integration von Grundschulkindern
Idee und Konzept – Worum geht es bei einer Sprachpatenschaft?
Sprachkompetenz ist eine der wichtigsten Grundlagen für die Schul- und Bildungschancen von Kindern. Wer sich sprachlich ausdrücken kann, wird auch „gehört“ und findet seinen Platz in der Gesellschaft. Das damit verbundene Selbstwertgefühl ist – zusammen mit Bildung – der größte Schatz, den wir Kindern mitgeben können. Es gibt eine Reihe von Angeboten, die die Bildungschancen von Kindern mit Migrationshintergrund oder von Kindern, die aus bildungsfernen Milieus kommen, verbessern können, wie Sprachkurse u. ä. Es liegt aber in der Natur der Sache, dass solche Angebote nur in begrenztem Umfang auf individuelle Belange eingehen können.
Die Idee stammt ursprünglich von einer Grundschullehrerin aus Ettlingen, die beobachtet hat, dass herkömmliche Hausaufgabenbetreuung oder Lesepatenschaften bei vielen Kindern nicht genügend greifen, um ihre Defizite ausgleichen zu können.
Bildung, die Spaß macht!
Ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Kinderschutzbundes begleiten als „Sprachpaten“ ein Kind für mindestens ein Jahr, regelmäßig einmal (oder mehrmals) die Woche. In der gemeinsam verbrachten Zeit wird Sprache spielerisch in Freizeitaktivitäten eingebaut. Das Angebot ist keine Nachhilfe oder Hausaufgabenbetreuung, es geht auch weit über eine reine Sprachvermittlung hinaus.
Dieses Patenprojekt unterscheidet sich von anderen Förderprojekten vor allem durch die „ganzheitliche Sprachförderung“, d.h. alle Sinne der Kinder werden „geschult“, indem sie sich ausprobieren dürfen, denn all das ist auch für den Spracherwerb entscheidend. Im Gegensatz zu institutionellen Angeboten können Patinnen und Paten viel individueller auf ihre Patenkinder eingehen und ihre Integration stark verbessern.
Neben Erzählen, Bilderbücher anschauen, Basteln, Singen, Vorlesen und gemeinsamem Spiel sind auch Freizeitaktivitäten gemeinsam mit anderen Sprachpaten geplant. So werden dem Kind in der gemeinsam verbrachten Zeit spielerisch wertvolle Lerninhalte vermittelt.
Durch den individuellen Kontakt und die sehr persönliche Begleitung durch eine Patin bzw. einen Paten werden Sprachfähigkeit und Sozialverhalten entscheidend verbessert. Der Lerneffekt in einer lockeren, von Vertrauen geprägten Atmosphäre, in der sich das Kind wohl fühlt und ohne Druck neue Lerninhalte aufnehmen kann, ist besonders groß.
Entscheidend ist außerdem der intensive Kontakt zu einer regelmäßigen Bezugsperson, die sich Zeit nimmt, dem Kind zuzuhören, mit ihm zu reden, mit ihm etwas zu unternehmen, was beiden Spaß macht. Diesen Kindern fehlen oft nicht nur die Worte, sondern überhaupt „Erlebnisse“ und da setzt unser Projekt an.Der Erwerb von Sprachkompetenz erfolgt nicht allein durch Erlernen der korrekten Sprache, sondern ist angewiesen auf kontinuierliche Übungsprozesse, in denen das Erlernte über vielfältige Assoziationsprozesse verankert und auch wieder abrufbar gemacht wird. Nur so kann Sprache zum Handwerkszeug werden, das zum Erwerb von Wissen und zum Austausch mit Anderen dienen kann.
Ist dieses Handwerkszeug nur eingeschränkt verfügbar, bleiben viele Wissensbereiche verschlossen und es kann passieren, dass die Kommunikation sich auf die körperliche Ebene verlagert, womit bei Konflikten der Schritt von der Kraft zur Gewalt nicht weit ist.
Somit entscheidet die Qualität der Sprachkompetenz ganz wesentlich mit über
- die Qualität der Welterfassung und
- die Qualität des sozialen Miteinanders.
Was macht eine gute Patin/einen guten Paten aus?
Grundsätzlich wird keine pädagogische Ausbildung oder spezielle berufliche Qualifikation benötigt, um sich als Patin/Pate zu engagieren. Die Paten werden sorgfältig ausgewählt und erhalten regelmäßig Beratung und Begleitung durch die Projektleitung. Monatliche Treffen zum Erfahrungsaustausch und zur Klärung wichtiger Fragen sowie regelmäßige Fort- und Weiterbildung sind Bestandteil des Projektes. Sie müssen ein einwandfreies polizeiliches Führungszeugnis vorweisen können. Darüber hinaus ist die wichtigste Voraussetzung, dass sie bereit sind, langfristig Zeit und Wissen zu investieren, um ihrem Patenkind als verlässlicher und vertrauenswürdiger Ansprechpartner zur Seite zu stehen.
Umsetzung in Bocholt hat begonnen!
Im September 2014 haben wir mit neun Sprachpatinnen unser Projekt gestartet. Bei der Ludgerusschule in der Kurfürstenstrasse betreuen wir Kinder der Auffangklasse, die aus Zuwandererkindern aus vielen Ländern besteht. Die Kinder haben recht unterschiedliche Deutschkenntnisse, sind sehr wissbegierig und zeigen durch die Sprachpatenschaften schon tolle Fortschritte.